Kling, Glöckchen …

Am 30. Juli konnten unsere neuen Glocken gegossen werden. Eine kleine Gruppe aus unserer Gemeinde hatte sich nach Gescher aufgemacht. Das liegt einige Kilometer hinter Münster und ist ein beschauliches kleines Städtchen. Am Haus der Gießerei wurden wir von einem Glockenspiel begrüßt, das oben über dem Eingang angebracht ist. Mehrere Gruppen warteten schon, an diesem Tag wurden neben unseren beiden noch zehn weitere Glocken gegossen.

Mit einer kleinen Führung ging es los. Der Glockenguss in Gescher hat eine lange Tradition und reicht bis in das Jahr 1690 zurück. Die Rezeptur für die Glocken ist ein Geheimnis der Firma Petit und Gebr. Edelbrock und wird nur von Familie zu Familie weitergegeben und gehütet. Doch dann mussten wir uns beeilen, der Guss sollte gleich anfangen. Die Formen der Glocken befinden sich eingegraben in einer Grube und sind nicht zu sehen. Von außen gelangt man über eine Leiter auf die Grube. Dort drängten sich die Gruppen, es war heiß und stickig. Die Glocken mit dem jeweiligen Ort und der Inschrift wurden aufgerufen. Bewusst ist der Beginn des Glockengusses auf Freitag, 15:00 Uhr, gelegt, auf die Sterbestunde Jesu. Der Guss begann mit einer Andacht. Die Glockengießer standen in ihrer feuerfesten Kleidung auf der Grube und hatten die Köpfe gesenkt. Man spürte ihnen ab, dass ihnen ihr Handwerk im wahrsten Sinne des Wortes Gottesdienst ist. Natürlich waren sie auch hochkonzentriert, denn ein Glockenguss ist keine ungefährliche Sache. Über Kanäle wurde die rotglühende Bronze von Glockenform zu Glockenform geleitet und versickerte in der Grube. Dann gab es einen Augenblick der Aufregung. An einer Stelle war der Fluss blockiert und die heiße, brennende Flüssigkeit breitete sich schnell auf der Grube aus. Die Glockengießer brachten die Bronze wieder unter Kontrolle und unter Applaus war der Glockenguss beendet. Frau Hüesker, deren Familie die Firma leitet, sagte: Kein Glockenguss ist wie der andere. Es ist jedes Mal eine spannende Angelegenheit. Spannend bleibt es auch, denn nun werden die Glocken Schicht für Schicht aus der Grube befreit. Dann erst steht fest, ob der Guss gelungen ist. Nun warten wir und freuen uns auf den Tag, an dem sie unsere Kirche erreichen.        

Pfarrer Benjamin Hecker