Ihr Herz war Musik
Ökumenischer Kirchenchor Oppach erinnert mit Gedenkkonzert an langjährige Kantoren
„Pfarrer kommen und gehen“, sagt Matthias Mory. Er übte das Amt 14 Jahre in der evangelischen Gemeinde Oppach aus, hat dort aber zwei Menschen erlebt, die wesentlich länger im Kirchendienst gewirkt haben: die Kirchenmusiker Gisela Otto und Helmut Rücker, Kantoren der evangelischen bzw. der katholischen Gemeinde. An sie erinnerte der erst Anfang September neu gebildete ökumenische Kirchenchor Oppach bei seinem ersten großen Auftritt in einem musikalischen Gedenkgottesdienst am 10. Oktober.
Die Ökumene, also die Zusammenarbeit der verschiedenen Konfessionen, hat in Oppach eine gute Tradition: Bereits 1982, also vor fast 40 Jahren, begannen die Chöre beider Gemeinden gemeinsam zu singen; danach wurden regelmäßig Gottesdienste und Konzerte zusammen gestaltet. Den Anstoß hatten die beiden langjährigen Kantoren gegeben. Beide hätten sich „menschlich, musikalisch und als Christen gut verstanden“, sagt Dr. Waldemar Styra, der im März als neuer Pfarrer in die katholische Gemeinde kam. Am Rande seiner Amtseinführung sei gemeinsam mit der umtriebigen Chorleiterin Giesela Schulze die „spontane Idee“ entwickelt worden, in Zukunft gemeinsam in einem Chor zu singen.
Wie stimmgewaltig der vom jungen Kantor Martin Müller geleitete neue Klangkörper ist, in dem Sänger aus Oppach und umliegenden Orten mitwirken, ließ sich bei dem Konzert mit Werken von Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy und vielen weniger bekannten Komponisten erleben.
Das Konzert würdigte zwei bemerkenswerte Menschen, die tiefe Spuren in Oppach hinterlassen haben. Gisela Otto, geboren 1935 im Ortsteil Eichen, war seit 1957 in der Gemeinde tätig und schied endgültig erst im Jahr 2013 aus dem Dienst, also nach 57 Jahren. Am 11. Februar 2021 starb sie. Fast genauso lange war der 2018 verstorbene Helmut Rücker tätig, der 1940 im Riesengebirge geboren wurde, im Alter von gerade 17 Jahren die Kantorenstelle der katholischen Gemeinde Oppach übernahm, damit den Chor zu leiten begann und dort am Ostermontag 2014 seinen letzten Dienst verrichtete. Dazwischen haben beide in unzähligen Gottesdiensten musiziert, Tausende Proben geleitet, Kinder in der Christenlehre unterrichtet, Noten bearbeitet, Konzerte vorbereitet. „Ihr Herz war Musik“, sagt die Querflötistin Andrea Haupt, die als Jugendliche mit Otto musizierte und heute in Stuttgart als Musikpädagogin und Opernregisseurin tätig ist. Als leidenschaftliche Musiker hätten Otto und Rücker dabei auch Abstriche an ihren hohen Ansprüchen machen müssen, sagt der frühere evangelische Oppacher Pfarrer Hans-Christian Moosdorf augenzwinkernd: „Sie mussten die Diskrepanz aushalten zwischen ihren musikalischen Erwartungen an den Klang eines Chores und dem, was möglich war.“
Daran hat sich bis heute nichts geändert; auch in dem Gedenkkonzert saß nicht jeder Ton bis zur Perfektion. Gleichwohl sang der große Chor mit viel Leidenschaft auch anspruchsvolle Sätze, teils begleitet von den Instrumentalisten Elisabeth Bernhard, Lars Gaida, Andrea Haupt (alle Flöte) sowie Hans-Ludwig Raatz (Cello) und Filomena Kumpe (Tasteninstrumente). Die zwei ersteren waren Schüler Ottos; Bernhard war lange Kantorin im Erzgebirge.
Raatz war ebenfalls Musikfreund Ottos und ist heute Orchestermusiker in Dresden. Das eindrucksvolle Konzert war durchaus Werbung für den Chor, der sich über weitere Mitsänger jederzeit freut. Er sei dabei „offen für alle Konfessionen und alle Menschen“, betonte Pfarrer Styra.
Dabei kann die Kirchenmusik in Oppach künftig auf einem noch reicheren materiellen Fundament aufbauen. Christiane Heinke und Helmut Richter, die Kantorin Otto in ihren letzten Lebensjahren begleitet hatten, übergaben im Rahmen des Konzertes deren musikalischen Nachlass an die Kirchgemeinde. Sie hinterließ zahllose Instrumente samt origineller Exemplare wie einem Gemshorn, dazu viele teils mit persönlichen Anmerkungen versehene Noten. Giesela Schulze spricht ehrfurchtsvoll von den „ottonischen Werken“, die freilich auch Verpflichtung sind: dazu, die von Gisela Otto und Helmut Rücker so leidenschaftlich gepflegte Kirchenmusik im Ort am Leben zu erhalten. Und zwar mit einem doppelten Zweck, sagt Christiane Heinke: Musiziert werde, wie in dem Gedenkkonzert zu spüren war, „Gott zur Ehre – und den Menschen zur Freude“. Hendrik Lasch

Rückblick
Pfarrhaus Oppach
Die Gerüste an Pfarrhaus und Waschhäus´l sind inzwischen gefallen. Die Arbeiten an den Außenanlagen werden im neuen Jahr gemacht – dann soll es auch ein Fest geben, zum Abschluss der Baumaßnahmen Pfarrhaus und Kirche, da dies bei der Kirche bisher nicht möglich war.
Heiligabend in Oppach
Wir laden auch in diesem Jahr zu zwei Gottesdiensten am Heiligen Abend ein. Wie im letzten Jahr finden sie unter besonderen Bedingungen statt. Wir können noch nicht voraussehen, wie sich die Lage bis dahin entwickeln wird und unter welchen Voraussetzungen die Gottesdienste ablaufen können. Wir bitten Sie daher, sich im Dezember über die Aushänge, die Internetseite und das Pfarrbüro zu informieren.
Im Namen der Kirchgemeindevertretung,
Ihr Pfarrer Benjamin Hecker