Ein großes Jubiläum für „Opus 158“. Die Orgel in der evangelischen Kirche in Oppach wird 100 Jahre alt

Die 100-jährige Geschichte der Oppacher Orgel beginnt mit einem Rätsel. Bei einem Festkonzert am 27. Oktober 1924 stand zuerst ein Stück eines gewissen Pinthi auf dem Programm. Ein Komponist dieses Namens ist heute unbekannt. Danach wurde eine Fuge von Johann Sebastian Bach zu Gehör gebracht, und der Kirchenkinderchor sang „Großer Gott, wir loben dich“.

Der feierliche Anlass galt einer Kirche, die im Wortsinne in neuem Glanz erstrahlte. Erstmals teilte die „Oberlausitzer Dorfzeitung“ vorab mit, gebe es dort elektrisches Licht. Im Mittelpunkt aber stand die neue Orgel, die von der Firma Hermann Eule Bautzen angefertigt worden war. Sie sei geeignet, den Organisten „in jeder Beziehung künstlerisch anzuregen und seine Phantasien zu befriedigen“.

So steht es in einem Gutachten, das im Archiv der Firma Hermann Eule liegt. Für diese war die Oppacher Orgel ihr „Opus 158“: das 158. Instrument seit der Firmengründung 1872. Während dieses jedoch für seinen Wohlklang gelobt wurde, gab es zwischen Auftraggebern und Erbauer erst einmal Misstöne. Eule hatte einen Preis von 12.000 Goldmark angeboten. Er betonte, dass es sich um einen „Selbstkostenpreis“ handle. Nach der Weltwirtschaftskrise herrschte eine „zermürbende Arbeitslosigkeit“, die zu lindern er helfen wollte. Weil später Nachbesserungen erbeten wurden, erhöhte er aber den Preis auf 14.524 Goldmark. Auch damit habe er „ohne Verdienst gearbeitet“, betonte er. Eules Bitten stieß aber lange auf taube Ohren. Im Frühjahr 1925 klagte er, wenn sich so etwas wiederhole, wäre „die Existenz unseres Geschäfts in kürzester Zeit zerstört“.

Augenscheinlich einigte man sich schließlich doch. Die Firma jedenfalls kümmerte sich in den 100 Jahren seither mit großem Eifer um das Instrument – auch in Notfällen. 1929 schickte der damalige Kantor einen Hilferuf vor dem Weihnachtskonzert. Weil die Kirche mit Dampfheizung versehen wurde, habe er „Furcht vor der Orgel, dass sie spuken könnte“.

Die Archivakten spiegeln nicht nur die Geschichte eines Instruments, sondern dokumentieren auch Zeitgeschichte. Als 1937 ein elektrisches Gebläse eingebaut werden sollte, musste die Firma Eule zunächst nachweisen, dass sie alle Versicherungen bezahlt hatte, sich an die Tarifordnung hielt und auch das Schwerbeschädigtengesetz beachtete. 1948 wies Eule darauf hin, dass Monteure wegen der „schwierigen Ernährungslage“ von der Kirchgemeinde zu verpflegen seien.

Nach rund einem halben Jahrhundert sollte die Orgel gründlich überholt werden. Auf entsprechende Anfrage aus Oppach verwies man 1971 in Bautzen indes auf Wartezeiten von fünf bis sechs Jahren für Reparaturaufträge. Die Gemeinde erteilte dennoch den Auftrag, musste aber bis 1979 warten, ehe der zwischenzeitlich verstaatlichte VEB Orgelbau die Arbeiten begann.

Derlei Anekdoten finden sich zuhauf in den Akten. Nur indirekt lässt sich diesen entnehmen, dass die Orgel all die Jahre ihrer Bestimmung nachkam. Sie erklang in Gottesdiensten, bei Taufen, Trauungen und Beerdigungen, zu alltäglichen Anlässen und in Festkonzerten. Ein solches gab es auch zum 100-jährigen Jubiläum Ende August im Rahmen des Oberlausitzer Orgelsommers. Im Gottesdienst zu Kirchweih am 27. Oktober stand das Instrument erneut im Mittelpunkt.

Fachkundige Zuhörer werden freilich auch bemerken, dass es gravierende altersbedingte Gebrechen gibt. So habe das Leder des Balges sein „Lebensende“ erreicht, betont Firmenchefin Anne-Christin Eule und rät zum Handeln: „Sonst ist die Orgel irgendwann nicht mehr zu reparieren.“ Allerdings belaufen sich die Kosten für notwendige Reparaturen mindestens auf einen hohen vierstelligen Betrag. Der Vorstand der Kirchgemeinde hat deshalb nun eine Spendensammlung begonnen und dafür ein ansprechendes Faltblatt gestalten lassen.

Text: Hendrik Lasch, Bilder: Achim Gaida

Spenden für die Orgel in Oppach

Wer die Sanierung von Opus 158 mit einem größeren oder kleineren Geldbetrag unterstützen möchte, kann diesen auf folgendes Konto überweisen:

Kontoinhaber: Kassenverwaltung Bautzen
IBAN DE53 3506 0190 1681 2090 65 bei der
Bank für Kirche und Diakonie (BIC: GENODED1DKD);
VWZ: „RT 2180 Orgel Oppach“.

Eine Spendenquittung für die Steuererklärung stellt die Kirchspielverwaltung ab einer Spende von 300€ aus; bis zu diesem Betrag gilt als Nachweis der Kontoauszug.